Eine Kostenloskultur darf es nicht geben

Mit Frank Kaminski vom Gelnhäuser Tageblatt habe ich über den Begriff der Kostenloskultur, Musik im Internet, Forderungen der Piratenpartei, eine Modernisierung des Urheberrechts, Köche die auch gleichzeitig Kellner sind und die Frage, wer den Preis für Kultur bestimmt gesprochen.

Sie sind ein Kind der digitalen Revolution. Trotzdem wenden Sie sich gegen die „Kostenlos-Kultur“.

Das eine schließt das andere nicht aus. Entscheidend ist, dass wir einen freien Zugang zu Kulturgütern zu geistigen Erzeugnissen haben und dass gleichzeitig aber auch klar ist, dass Kultur einen Wert und damit auch einen Preis hat. Deshalb bin ich auch dagegen, dass Kostenlos-Kultur zu einem Kampfbegriff wird. Gegen eine Kostenlos-Kultur zu sein sollte selbstverständlich sein!

Das sieht beispielsweise die Piratenpartei etwas anders …

Stimmt. Die Piraten wollen eine Legalisierung von Musik-Tauschbörsen und -eine Entkriminalisierung ihrer Nutzer. Aber da sage ich: das kann nicht sein.

Können Sie das genauer begründen?

Die Piraten sind per Beschluss der Meinung, dass, wenn ich Kultur im Internet privat konsumiere, dies keine gewerbliche Nutzung sei, und damit kostenlos zu sein hat, da ich niemandem schade. Das ist falsch. Wer das fordert, hat die Sache entweder nicht verstanden oder nicht zu Ende gedacht. Wenn selbst ein so bekannter Künstler wie Jan Delay unter solchen Bedingungen von seiner Musik nicht leben könnte, wie er im SPIEGEL (Ausgabe 16/2012) eindrucksvoll geschildert hat, dann muss man zumindest versuchen seine Gedanken nachzuvollziehen.

Die Piraten kritisieren vor allem die Rechteinhaber.

Ja, es gibt Begriffe wie Content-Mafia. Aber wie sähe eine Kultur, online wie offline, ohne diese Strukturen aus? Ich sage: Ärmer, schlechter. Nicht so vielfältig und bunt. Viele wichtige Arbeiten kann der Künstler alleine gar nicht erledigen. Das wäre in etwa so, wenn sich der Koch auch gleichzeitig um die Geschäftsführung, das Personal, die Bedienung und das Marketing kümmern müsste. Das funktioniert nicht. Das Essen wäre schlecht!

Und die Nutzer?

Wenn ich in einen Laden gehe und ein Stück Kuchen kaufe, ist dieses Stück anschließend nicht mehr vorhanden. Wenn ich im Internet einen Zeitungsartikel, ein Lied oder einen Film herunterlade, dann ist nichts verschwunden, ich kaufe nämlich eine nicht physisch greifbare Kopie. Und deshalb haben leider einige Leute auch nicht das Gefühl, dass dieser Artikel, dieses Musikstück oder dieser Film nichts oder wenig wert ist. Das aber ist ein Irrtum. Das Hauptproblem sind nicht die Nutzer, die sich kostenlos Material herunterladen. Das Hauptproblem ist die Tatsache, dass es möglich ist, dass es Anbieter gibt. Da muss die Politik ansetzen!

Sie sind deshalb für ein starkes Urheberrecht.

Selbstverständlich. Wir brauchen ein gutes und modernes Urheberrecht und ein an die digitale Welt angepasstes.

Wie könnte diese Anpassung aussehen?

Der Zugang zu urheberrechtlich geschütztem Material, also auch zu Wissen und zu Informationen, ist so leicht wie nie zuvor. Das ist gut und hier liegt eine Chance des Internets. Es kann aber nicht sein, dass man eine Reform des Urheberrechts aus der Nutzerperspektive her diskutiert. Wir müssen das aus einer Gerechtigkeitsperspektive tun.

Was ist in diesem Fall gerecht?

Wir brauchen einen fairen Interessensausgleich. Und das heißt für mich, dass auch die Interessen der Urheber geschützt werden und die Verwerter, also Verlage und Labels dabei geschützt werden. Ob ein Urheber seine Leistung mit anderen Menschen teilen will oder die Nutzung dieser Inhalte unter bestimmten Bedingungen oder nur gegen Bezahlung gestatten möchte, muss ihm selbst überlassen bleiben. Natürlich muss der Zugang zur Kultur gewährleistet sein, aber Kultur hat einen Wert und meiner Meinung nach auch einen Preis – und diesen Preis muss man auch bezahlen.

Und wie soll das im Internet funktionieren?

Wir müssen dafür sensibilisieren, dass Kultur auch im Internet etwas kostet. Und wir brauchen einfache, effektive Bezahlmodelle.

Vorschläge?

Die iTunes-Idee ist nicht schlecht. Ich hinterlege meine Daten, ich klicke etwas an und habe es dann legal gekauft. Das geht sehr schnell, es ist einfach und es ist sicher.

Und wer bestimmt den Preis?

Der, der den Inhalt entwickelt, der Urheber. Zusammen mit seinem Label oder Verlag.

By danielmack

Über mich

Tech-Optimist. Aktiv als Mitglied in Parlamenten und in der Wirtschaft als Strategie- und Politikberater mit dem Fokus auf Technologie, Innovation, Digitalisierung und Mobilität.

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